Freitag, 12. Oktober 2007

7 Puppentheater



Das Handpuppenspiel erfreute sich besonders großer Beliebtheit. Viele Puppenspieler waren einem breiten Publikum bekannt und gastierten nicht nur zur Freude der Kinder regelmäßig auf lokalen Volksfesten.
Die Einnahmen der wenigsten Handpuppenspieler reichten für eine geschlossene Schaubude. Die meisten konnten keinen Eintritt nehmen und spielten „publik“, d.h. unter freiem Himmel. Von ihrem Können und Improvisationstalent war es abhängig, ob Publikum angelockt und vor dem Theater gehalten werden konnte. Auf dem Höhepunkt der Vorstellung ging die Frau des Puppenspielers mit dem Sammelteller herum.
In den ungefähr zehnminütigen Stücken ging es sehr derb zu und ohne Umschweife zur Sache. Der Kasper stand in direkter Tradition zur komischen Figur reisender Komödiantenbühnen, er war verfressen, triebbestimmt und fürchtete sich vor nichts – höchstens vor seiner Ehefrau. Mutig stellte er sich gegen allerlei Bösewichte, aber auch gegen die Obrigkeit und höhere Mächte: Ob Räuber, Hexe, Krokodil, Polizist, Henker, Teufel oder gar der Tod persönlich – alle bekamen seinen gespaltenen Schlagstock, die Pritsche, zu spüren!
Das Marionettenspiel auf dem Jahrmarkt fand hingegen meistens in Schaubuden statt. Im Gegensatz zu den in Sälen stattfindenden Vorführungen wurden hier in der Regel keine größeren Stücke aufgeführt. Stattdessen zeigten Puppenspieler wie Mitglieder der bekannten Familie Schichtl kurze humoristische Stücke, Verwandlungsfiguren (Metamorphosen) und Varietemarionetten, die besonders anspruchsvolle Kunststücke vollführten. 
Marionettentheater wurden um 1800 noch als "Mechanische Theater" bezeichnet, später bezog sich der Begriff auf Automatenkabinette oder Theatrum-Mundi-Vorstellungen.
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(c) Stefan Nagel 2007

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